Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Hier möchte ich in loser Folge meine Gedanken über die Zusammenhänge des Lebens von der Seele schreiben ... schon im Niederschreiben verdichtet sich ja Erkenntnis über sich selbst, und genau das ist in meinen Augen auch der Sinn des Lebens. Auch wenn die Seite so betitelt ist, diese Betrachtungen sind an sich nicht "meine Philosophie", sie sind Aspekte des Ganzen, Erkenntnisse durch meine Brille, mehr nicht.

Was bringt Philosophie ?

Im Grunde möchte ich jeden ermutigen, "seine" eigene Philosophie jenseits der klassischen Definitionen zu betreiben.  Es ist dabei prinzipiell besser, bereits hinreichend (oder vergeblich) besetzte Begriffe wie z.B. "Metaphysik" zu meiden.
 
"Philosophie" kann ein Synonym für den Erkenntnisweg sein, aber in der Definition der eigenen Philosophie lege ich ihr bereits wieder Fesseln an, suche ich eine Bewegung im Stillstand zu erhaschen. Insofern kann man die Frage nach dem "Wie" des Entwerfens der eigenen Philosophie eigen-tlich nur selbst beantworten, indem man sie lebt.
 
Schreibt man etwas "freigeistiges" in ein Forum, welches sich auch dem traditionsverpflichteten Wiederkäuen von verstaubtem Wissen widmet, so findet man seine eigene Unsicherheit in Bezug auf den eigenen Weg wieder. Befaßt man sich mit bereits hundertfach definierten Begriffen und verwirrt man sich anschließend in einem Kreuzverhör, so wird einem die eigene Widersprüchlichkeit im Versuch der Definition von Infinitem um die Ohren gehauen.  
 
Definieren muß man seine Philosophie also nicht, es sei denn, man will Andere immer noch davon überzeugen (d.h. eigentlich sich selbst, die "Anderen" dienen ja nur als Spiegel). Wer auch immer einem seine Philosophie "abkaufen" soll, es ist der "Gegner", auch wenn er als Freund verkleidet ist. Er zeigt einem, woran man sich noch gebunden fühlt, wovon man noch loslassen muß (z.B. Haß, Wut, Eitelkeit, Stolz, Wissensdurst etc.).  
 
Ich könnte letztlich keinen einzigen Satz unter die Überschrift setzen "das ist meine Philosophie". Es ist vielmehr ein Gucken, Staunen, Fühlen, Erleben ... und vor allem ein heiteres Lachen, das die jenseitige Antwort auf alle diese irdischen Pointen ist.  
 
Viele Errungenschaften der Philosophie haben die Frische von 3 Jahre altem Knäckebrot. Der Verstand kann mit roten Rosen nichts anfangen. Er gleicht dem Conseil, der Prof. Arronax´s Staunen über die 20.000 Meilen unter den Meeren in einer Klassifizierungsorgie verarbeitet.
 
Man pflanze Erkenntnisrosen bei Nacht, und freue sich daran, wenn die Blüten bei Tage aufgehen. Und lächle im Geheimen, wenn sie jemand anderes pflückt ... 
 

Was ist ein Wunder ?

 

Etwas als Wunder ansehen zu können ist die Verbeugung des Verstandes vor der Schöpfung.

Verneigt sich ein Professor der Biologie vor der einzigartigen Schönheit eines Schmetterlings oder einer Blüte, wundert er sich nicht über die Spezies, die er mühelos klassifizieren kann, sondern über das Wunder des Lebens an sich.

Ein Wunder kann also m.E. alles sein, was in neuem Lichte gesehen wird. Man kann dieses Wundern als Teil der Rückverbindung zu Gott zu betrachten, denn es hat immer etwas vom Staunen eines Kindes, das z.B. einen Regenbogen betrachtet.

Werden Wunder lediglich als weiße Flecken der intellektuellen Landkarte angesehen, fehlt dem Wissensdurstigen die Demut.

 

 

Meine Wege sind nicht Eure Wege / Geheimnis des Glaubens

 

Ja, Gott ist ein Geheimnis, er ist in jedem zuhause, daheim. Insgeheim, sozusagen. Wie das lat. Wort Secretum von secernere (=unterscheiden, absondern) andeutet, ist ein Geheimnis nur solange geheim, wie ich mich gegen die Erkenntnis "wehre", sie als nicht zu mir zugehörig betrachte.

Das Geheimnis des Glaubens liegt nicht in der Erwartung der Wiederkunft Christi "irgendwanneinmal". Christus, nicht der personale Jesus, kann nur hier und jetzt in uns geboren werden, wenn wir aufhören, "ihn" zu verleugnen.

Bibelzitat aus Jes 5, V8-11:
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR,9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. 10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, 11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.

Es geht hier nicht darum, daß nur ein paar Auserwählte einen Weg gehen, den der Normalsterbliche nicht begreift. Es geht auch nicht darum: Hier, der Mensch; Dort, Gott. Es geht darum, daß der Mensch verwandelt zu Gott zurückkehrt. Unsere Wege sind Möglichkeiten, in denen sich Gott selbst erfahren kann ("...wird nicht wieder leer zu mir zurückkehren").

Hier muß es "klick" machen. Es muß einleuchten, und zwar nicht vom Verstand her sondern von einer Art "inneren Resonanz" her. Zwei Pendel, die nebeneinander schlagen gleichen ihre Schwingung an. Wer sich auf Gott in sich einschwingen kann, dem sind Erkenntnisse möglich, die keines jahrelangen geistigen Studiums bedürfen und dem Professor genauso zugänglich sind wie dem Straftäter in der Zelle. Dann kann ein Aborigine im Busch Gott näher sein als ein Theologiestudent.

Soll Gott gesehen werden, so muss es in einem Lichte geschehen, das Gott selbst ist. Über der Vernunft, die sucht, ist noch eine andere Vernunft, die nicht mehr sucht, so Meister Eckhart.

Suchen ist als Ausdruck innerer Unzufriedenheit ein guter Motor. Man muß sich allerdings von Gott auch finden lassen wollen, dazu gehört die Fähigkeit, loszulassen. So wie zum Einatmen das Ausatmen gehört.

Alles ist Schwingung, also ist auch alles transzendierbar. Der Inhalt (Geist) braucht nur solange eine "feste" Ausdrucksform (Körper), wie er sich von ihr gebunden fühlt. Wer keine Abgrenzung von der Welt mehr vornimmt, geht letzten Endes in ihr auf. Leben ist religio, Rückverbindung, denn Selbsterkenntnis führt irgendwann zwingend zu Gott.

 

 

Was ist Liebe ?

 

Was ist die grenzenlose, allumfassende, bedingungslose, alles ertragende und alles hereinlassende Liebe ? Es ist die Liebe, die sich nicht vom personalen "Ich" einfangen läßt, denn damit machte sie sich abhängig und produzierte Leidenschaft, Haß, Eifersucht, Sehnsucht ... Süchte ... Leiden ... Schicksal.

Sich für etwas begeistern, eine Arbeit gerne tun, jemanden lieb zu haben, Gutes zu bewirken ... das sind Rosen auf dem Weg. Alles hereinzulassen, Alles annehmen zu können ist der Weg. Hört sich beliebig und einfach an, ist es aber nicht. Das unattraktivste daran ist der Verlust des Ich (des Ego, nicht dessen, was wir wahrhaft sind). Wir sammeln ja ungern Schätze der Erkenntnis um dann wieder unerkannt in der "Allgemeinheit" aufzugehen. Jede Erkenntnis, und sei sie noch so tief von dieser allumfassenden Liebe durchdrungen, streichelt auch unser Ego.

Doch Alles ist Ausdruck dieser unpersonalen Liebe. Der Mensch betrachtet diesen Ausdruck der Liebe mit personal gefärbtem Blick. Es gilt aber, in diesem Ausdruck der Liebe immer tiefer zu versinken (Erkenntnis), um der Ausdruck selbst zu werden (Werde, der Du bist).

„Du sollst ihn lieben wie er ist ein Nicht-Gott, ein Nicht-Geist, eine Nicht-Person, ein Nicht-Bild, mehr noch: wie er ein lauteres, reines, klares Eines ist, abgesondert von aller Zweiheit. Und in diesem Einen sollen wir ewig versinken vom Etwas zum Nichts. (Meister Eckhart)

 

 

Nichts und Alles

 

Nichts ist der Hintergrund allen Seins. Ohne Hintergrund kein Erscheinen des Seins, ohne Sein ist kein Hintergrund notwendig. Sein ist Unterscheidung, Nichts ist Alles.

Raum und Zeit ist Unterscheidung, ist Ausdehnung außerhalb des raum- und zeitlosen Punktes, an dem Entstehen und Verlöschen zusammenfallen, der also das Nichts ist. ("Ich bin das Alpha und das Omega") Das ist das A und O des Lebens.

 

 

 

Im Hier und Jetzt sein

 

Gewahrwerdung ist zeitlos ... welche Dauer soll damit verbunden werden ? Es sei denn, man verwechselt das Nachdenken und Sprechen über die Gewahrwerdung mit dem Zustand an sich. Es ist das Ende des unterscheidenden Denkens. Daher fällt es auch so schwer, diesen Zustand zu definieren.

Die Welt ist vollkommen, wenn wir sie im Ganzen wahrnehmen. Nichts anderes bedeutet Erleuchtung. Es bedeutet den mutigen Schritt zu tun, alles so wahr- und anzunehmen wie es ist. Warum sucht man sich "neue" Phänomene, wenn man das Vorhandene nicht akzeptiert hat ?

Das Ende des Unterscheidens ist der Beginn des Erwachens.

Die Seele besitzt eine Fähigkeit, alle Dinge zu erkennen, darum hat sie keine Ruhe, sie komme denn in die oberste Vorstellung, wo alle Dinge Eines sind. Und dort findet sie Ruhe und das ist in Gott  (Meister Eckhart)

 

 

Bedingungslose Liebe

 

Bedingungslose Liebe, die nicht fordert, ist die größte Freiheit die es gibt, denn sie läßt das Grundprinzip des Universums im Menschen wirken. Wirklich frei ist nur dieses schöpferische Element, das ich "Gott" nenne, man kann es aber auch anders bezeichnen. Lasse ich es ganz durch mich fließen, bin ich vollkommen frei.
 
Wer bedingungslos liebt gleicht einem totalen Spiegel, der seinem Gegenüber alle Lieblosigkeit zurückwirft. Das, was ein bedingungslos Liebender zu erdulden hat ist nichts verglichen mit dem, was in ihm wirkt. Diese Kraft ist so mächtig, daß alle physische und psychische Gewalt weichen muß. Wer innerlich so frei ist, wie es z.B. Jesus und Gandhi waren, dem kann nichts mehr schaden.
 
Zumeist ist in der Gesellschaft aber vielmehr derjenige anerkannt, der etwas durchsetzen kann, der obsiegt und durch sein Handeln sein Leben nach seinem Willen "frei" gestaltet. Wer sein Ego kultiviert und sich so durchsetzt, ist vermeintlich freier als der, der sich unterbuttern läßt.
 
Genau umgekehrt verläuft die bedingungslose Liebe, sie läßt vom Ego ab und verhilft der Kraft zum Sieg, gegen die kein Kraut gewachsen ist (weil alles durch sie gewachsen ist). So wie die zarte Pflanze, die ich zertreten kann dennoch den Asphalt durchbricht, und das Wasser, das ich nicht greifen kann, den Fels abträgt. Mag sein, daß dieser Sieg nicht gefeiert wird, aber er ist kein Pyrrhussieg, er bringt das größte Opfer (das "Ich") und erringt den höchsten Preis ("Glück").
 
Ideale wie die bedingungslose Liebe sind nicht dazu da, um durch ihre Absolutheit abzuschrecken, sondern um ein Ziel zu markieren. Daher halte ich diese Gedanken auch nicht für unrealistisch oder weltfremd. Jeder wird unterschiedlich weit davon entfernt sein.
 
Es gibt ein einfaches Gedanken-Experiment um den Ist-Stand zu testen: Gehe davon aus, daß alles was Du wünschst, forderst, urteilst im Endeffekt Forderungen an Dich selbst sind. Versuche, alle Forderungen vorab an Dich zu richten und auch selbst konsequent vorab zu erfüllen. Im Prinzip ist das nichts anderes als: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.
 
Ich sehe mich als Schüler dieses Prinzips, und erkenne allein darin schon den ganzen Sinn des Lebens.
 
Liebe ist nicht definierbar, definieren bedeutet: eingrenzen. Liebe ist das einzige, was unbegrenzt wachsen kann ohne zu zerstören. Lieben kann man meines Erachtens gar nicht aktiv, man kann es nur in sich strömen lassen, man muß sich zum Gefäß für die Liebe machen, um von ihr erfüllt zu werden. Erst wenn man sich ganz (los-) gelassen hat, ist man völliger Ausdruck der Liebe.
 
Die Schöpfung ... in Zahlen
 
Sinnbild des Ursprungs ist die Ziffer "0" (En-sof, Potenz im Ungeschaffenen) oder geometrisch der Kreis. Die Frage nach Anfang und Ende der Natur gleicht also der Frage nach Anfang und Ende eines Kreises. Mancher dreht sich im Kreis, ohne ihn zu erkennen.

Mit dem Ein-tritt ("1") in die Schöpfung entsteht der Zeit-punkt, der zugleich das Sein (Ursprung aller geometrischen Formen) und das Nichts (Null-Fläche des Punktes) widerspiegelt.

Der Mensch ver-zwei-felt ("2") an der Gleichzeitigkeit bzw. Raumlosigkeit und versucht, durch Unterscheiden (Polaritäten, Zeit, Raum) Halt zu finden. Die Gerade spiegelt in der Geometrie diesen vergeblichen Versuch wider, auch sie entzieht sich der Definition.

Unbewußt sucht er in der Dreieinigkeit ("3") diese unbefriedigende Situation zu überwinden (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, dreidimensionaler Raum, Trinitätslehre). Das "magische" Dreieck ist denn auch die einfachste Figur, aus der sich alle weiteren Vielecke zusammensetzen.
 
 »Das Dao erzeugt die Eins, die Eins erzeugt die Zwei, die Zwei erzeugt die Drei, und die Drei erzeugt alle Dinge.«

Ein-teilen, Analysieren, Definieren führt zu Ergebnissen - aber Seelenruhe und Weisheit rührt aus Erkenntnis, daß es keine Teile gibt. Detailversessenheit (detailler = aufteilen) erschwert das Erkennen größerer Zusammenhänge, so wie sich ein Gemälde nicht aus der chemischen Analyse der verwendeten Materialien erschließt.

Manchmal reicht es, wenn man bis 3 zählen kann.
 
"Als über allem Seiender ist er in allem, als in allem Seiender ist er über allem" (Augustinus)

"Wer ist Gott ? Alles was Du siehst und alles was Du nicht siehst." (Seneca)
Religion und Offenbarung
 
Bildung erleichtert den Zugang zu hl. Schriften ebenso wie sie ihn verwehren kann. Wer nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen sieht, erkennt auch als einfacher Fabrikarbeiter, was recht und was unrecht im Sinne der Offenbarungen ist. Wer sich nur von seinem Wissen und seinem Verstand leiten läßt, vernachlässigt leicht die intuitive Erfahrung mit dem Glauben. Man kann auch als Gebildeter Offenbarungen einfach überlesen.

Wie die Bibelverse sind auch z.B. die Suren sind nicht simpel, es ist deren verkürzte und ideologisierte Auslegung in Verbindung mit Machtstrukturen die eine Instrumentalisierung ermöglicht. Jeder der seine Frau oder seine Kinder schlägt, ob Christ, Jude, Moslem oder Atheist, wird irgendwo ganz tief in sich drin das Unrecht spüren.

Unsere Schöpfung besteht aus Individuen, die alle ihren sinnvollen Platz einnehmen. Es ist wichtig, diese Schöpfung als Ganzes anzunehmen. Das "einfache" Kleeblatt ist, wie der "einfache" Arbeiter ebenso wichtig wie der prachtvolle Rosenstrauch oder der erfolgreiche Geschäftsmann.

Das Problem bleibt, ob Koran oder Bibel, der Mensch in seiner Unvollkommenheit als Verbreiter göttlicher Offenbarungen.

Wenn man einen Text x-mal hin- und herübersetzt, entstehen allein aus sprachlichen Feinheiten heraus enorme Sinnunterschiede. Übersetze einen beliebigen Text ins Französische und laß es von einem Franzosen ins Englische übersetzen. Laß dann einen Engländer auf Deutsch rückübersetzen...das Ergebnis wird je nach Tiefe des Sujets enorm differieren können.

Dazu kommen stilistische Unterschiede, nur unvollständig erhaltener historischer Kontext, Synoptik etc.

Daß mit Bibelzitaten, losgelöst vom Kon-text u n d vor allem vom offenbarten Inhalt so ziemlich alles begründet werden kann und wurde, was es an Gutem oder Schlechtem auf der Welt gibt und gab, liegt nicht an der Bibel sondern daran, was der Mensch daraus macht.

Die Bibel ist m.E. kein Lesebuch, keine geschichtliche Erzählung, kein Regelwerk für besseres Leben, kein Dogma für absolute Glaubensgrundsätze und schon gar nicht eine buchstabenge-treue, in sich logische und für den Menschen als 100%ige Quintessenz (wobei die "Quint" ja für Unvollkommenheit an sich stünde) zu übernehmende Wiedergabe von "Gottes Wort".

Gottes Wort kann es nicht im Sinne von Buchstaben, Worten und Sätzen, also von "Texten" geben. Dennoch enthält die Bibel quasi "zwischen den Zeilen" (wie wahrscheinlich der Koran auch, ich spreche hier als Nichtkenner) wohl eine der längsten und größten Sammlungen göttlicher Offenbarungen, die von Menschenhand zu Papier gebracht wurde. Diesen wahren Gehalt der Bibel oder des Korans aufzunehmen bedarf es m.E. mehr als nur des Bibelstudiums. Das sind allerdings Bereiche, die sich einer auf den Verstand konzentrierten Gesellschaft schwer erschließen.

Die Chance besteht darin, daß man in der Kontemplation über die Bibel tiefer dringt. In der Konzentration auf Historie, Fakten und Daten der Texte dürfte sich nur ein winziger Bruchteil des Inhalts erschließen.

Ohne den Menschen Jesus historisch in irgendeinerweise zu beleuchten ist mit ihm als Christus eine deutliche Veränderung im Zugang zur göttlichen Offenbarung geschehen. Das bringt es mit sich, daß viele mit dem NT wesentlich mehr anfangen können als mit dem AT. Dadurch soll aber der Offenbarungsgehalt des AT nicht geschmälert werden, es zeigt lediglich die elementare Brückenfunktion und letztlich den Sinn des Lebens und Leidens Christi.
 
Warum Schöpfung ?
 
Die Verdichtung zu Materie ist eine Folge der Trübung des Bewußtseins. Der all-einige Gott ist die Ur-Sache, die Ur-idee, der Ausgangs- und Endpunkt aller Entwicklungen.

Warum diese "Vernebelung", warum war Gott sich nicht selbst genug ? Warum schuf Gott die Eins und ließ es nicht bei der spannungs-, entwicklungs- und erkenntnislosen Null ?

Weil keine Reflexion möglich war. Die schönste Geschichte ohne Zuhörer, das schönste Farbenspiel ohne Betrachter, der vollkommenste Klang ohne lauschendes Ohr, die erhabenste Form ohne ein erfassendes Subjekt bleibt ungesehen, ungehört, unbemerkt. Erkenntnis ist nur durch Spiegelung möglich, nur durch Herausstellen wird sichtbar, was ist, und was nicht ist. Vollkommenheit ist durch Begrenzung erst begreifbar, wenn sie auch gleichzeitig als Ziel das Un-begreifliche ist.

Der Urlaut der Schöpfung hätte genügt, aber ist es nicht wunderschön, im zauberhaften Klang der Musik einen vielfachen Wiederhall des Urlautes zu hören und so die Einheit über die Vielfalt zu erfahren ?
 
So wie weißes Licht in Spektralfarben aufgespalten werden kann, die alle aus dem gleichen Ursprung stammen, so wie die Melodien tausendfach erklingen und alle aus dem gleichen Urton stammen, ist unsere ganze "materielle" Welt nichts als Ausdruck der Möglichkeiten, Gott in der Vielfalt zu preisen.

Die Vielfalt der Farben, Klänge, Formen, Worte, Lebewesen spiegeln die unbegrenzte Freiheit wieder, die Freiheit, die Gott sich selbst gewährt um sich in seiner Schöpfung zu erkennen.